03 November 2006

Leben & Arbeit - erste Eindrücke

Obwohl ich erst kurze Zeit hier bin, glaube ich mich schon sehr schnell an das Leben hier adaptiert zu haben. So, dass es mir bereits schwer fällt zu erklären, was hier alles anders ist.
Heute schien mir auch etwas weniger warm als die letzten Tage - was jedoch dennoch heisst, dass man bereits nach einigen Schritten am ganzen Körper schweissüberströmt ist. Man klebt eh ständig - einige Minuten nach einer kalten Dusche könnte man bereits eine neue vertragen. Man macht dadurch alles automatisch langsamer: ein Handgriff - eine Pause - einige Schritte - erneute Pause. Auf der Poliklinik, auf welcher wir ab ca. 10 Uhr morgens nach der Visite im Spitaltrakt arbeiten, gibts eine Klimaanlage. Dadurch erscheint der ganze Arbeitstag unter dem Strich wohl etwas kühler als die Frei-Tage. Aber es ist schon eine Marter, in der Mittagshitze nur von unserer Behausung erneut zur nachmittäglichen Arbeit zu gehen.
Heute morgen habe ich ein Küken, welches sich in einen der betonierten halboffenen Abflusskanäle verirrt hat, zu seiner Mutter zurückzutreiben versucht. Weil es nur hilflos piepsend ständig in die falsche Richtung rannte, habe ich es schliesslich eingefangen und neben die Glucke zurückgestellt. Die ganzen Haustiere: Hühner, Hähne, Katzen - und natürlich all die unzähligen Kinder rennen eh frei auf dem Gelände rum.
Gegessen wird jeweils zusammen im Réfectoire - wir 3 Studentinnen, einige der europäischen Ärztinnen und einige wenige andere Spitalangestellte. Auch den meisten Teil der Wäsche kann man in die Wäscherei geben. Und man hat Zeit. In den letzten Tagen hat es Abends und nachts auch immer heftig geregnet. Richtig tropisch halt. Auch jetzt gerade hat uns der Regen überrascht und wir müssen uns wohl oder übel nass regenen lassen, um wieder zurück in unsere Baracke zu kommen. Die Mücken lassen mich trotz imprägniertem Moskitonetz, Mückenspray und imprägnierten Kleidern auch nicht in Ruhe. Naja. Auch die meisten Patienten bei uns auf der Inneren haben entweder eine Malaria - oder dann eine Tuberkulose, sind HIV-pos. oder haben eine Sichelzellanämie - oder mehreres zusammen. Aber auch Hypertoniker und Diabetiker hat es sehr viele. Dies zumindest ist nicht so viel anders als bei uns. Aber es fehlt an vielem. Heute ist der erst vor Kurzem bestellte Vorrat an Glucophage (Medis gegen Diabetes) bereits alle. An Infusionen fehlt es total.
Grundsätzlich braucht jeder Kranke hier mindestens einen Angehörigen, der für ihn kocht und sich um ihn kümmert. Auch Bettwäsche bringen die Patienten selbst mit. Da wird einem erst klar, was eine Familie, eine Frau, ein Mann bedeuten kann. Dass das lebenswichtig sein kann. - Ganz im Gegensatz zu dem, was ich in der Schweiz ständig zu spüren bekomme; dass man für alles selber schauen muss. Dass der Idealfall sei, wenn man nie jemanden braucht. Dass es dann gut sei, wenn man alles alleine schafft.
Da dem Spital die Infusionen fehlen, werden die Angehörigen jeweils angewiesen, solche oder anderes in der Apotheke kaufen zu gehen und ins Spital zu bringen.
Heute morgen auf der Visite habe ich Schlimmes gesehen - so dass ich mich scheinbar automatisch sofort ein Stück weit abgeschirmt habe - es beschäftigt mich zwar schon sehr, aber es geht mir doch gut.
So, dies ein kurzer Einblick. Weiteres folgt… .

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