30 November 2006

Bootstour zum Lac Ngomo

Nachdem unsere erste Bootstour vor einigen Wochen buchstäblich ins Wasser gefallen ist, versuchten wir es letzten Sonntag nochmals.Guillaume hatte via einen Freund ein Boot zum "Freundschaftspreis" organisieren können - geplant war, dass wir Sonntag morgen um halb 9 abfahren. Weil der Bootsmann nicht auftauchte, fuhr Marie (die sich mit Pierre kurzfristig uns angeschlossen hatte, weil sich der Bootsmann für ihren eigenen geplanten Ausflug schon am Tag zuvor verdünnisiert hatte) mit dem 4x4 nach Isaac, um den Bootsmann suchen zu gehen. Der tauchte aber inzwischen von selbst auf und nachdem sich ganz kurzfristig auch noch Katharina (vom Laboratoire des Recherches) zu uns gesellt hatte, fuhren wir endlich los. Guillaume wollte mit uns eigentlich ein traditionelles gabonesisches Picknick zubereiten, da wir auf dem Markt aber keinen frischen Fisch fanden, wurden es halt doch ganz gewöhnliche europäische Baguettes mit Paté, Tomaten und Mangos. Auch der Sprit musste noch getankt sein - weil die eine Boots-Tankstelle keinen mehr hatte, tummelte sich vor der anderen eine ganze Schnellboot- und Piroguen-Traube. Parallel wurden aus den Piroguen noch Fisch und Kaiman verkauft. Aus der Hüfte raus habe ich versucht davon ein Foto zu machen.
Dann endlich ging es Richtung Lac Ngomo weiter. Den letzten Teil fuhr Lea, während ich im Vorderteil am Boden des Bootes etwas versuchte zu dösen - die letzten beiden Nächte kam ich erst um 6 resp. halb 3 Uhr morgens ins Bett. In Ngomo selbst wurden wir von einem Anwohner durch die ehemalige Missionsstation mit Sanitätssposten geführt. In der zugehörigen Kirche bestiegen wir den baufälligen Turm, der uns eine fantastische Sicht auf die Umgebung bot. Unser Picknick genossen wir auf den Treppen zur Kirche und fütterten nebenbei die ganze Traube Kinder, die sich zu uns gesellt hatte.
Den Rückweg sollte ich fahren, was auch wirklich Spass machte. Nur leider kamen wir wieder in einen Tropenregen. Ich weiss langsam, weshalb die Einheimischen nie Regenschutz mitnehmen - gegen einen Tropenregen bringt er nämlich eh nichts, höchstens ein klein wenig gegen den Wind auf dem Boot. Die Temperaturen sinken bei Regen recht schnell, was sich an jenem Tag besonders eindrücklich relativ zum Flusswasser zeigte - das kam einem nämlich nach Regenbeginn warm wie eine Badewanne vor. Regen, der einem bei voller Fahrt auf einem Schnellboot ins Gesicht prescht, ist ziemlich schmerzhaft. Aber da musste man halt durchbeissen, was anderes hätte mein Ego auch nicht zugelassen. Da der Owen, der Fahrer auch nicht mehr wusste wo wir eigentlich waren, kamen wir erst ca. 11/2 Stunden nach Regenbeginn nach x Kehrwendungen, Wasser aus dem Boot schöpfen, Rinkrankfahren durch eine Schilfstrasse (ich kriegte die Kurve nicht ganz immer - hatte ja schliesslich zuvor noch nie so ein Boot gefahren), und lautem Singen und klatschen um der Kälte zu trotzen, wieder beim Spital an. Marie anerbot sich, zum Abschluss des Tages was bei Ihr zu Hause zu kochen und lud uns alle ein. Lea und ich bereiteten die geschossenen Fotos auf dem Laptop vor mit einem lustigen Fotoabend und gabonesischer/kongolesischer Musik bei Pizza, Reis und sogar etwas rarem französischem Rotwein beendeten wir diesen besonderen Tag.
Bootstour zum Lac Ngomo

29 November 2006

Tod feststellen

Seit fast dem Beginn meines stage hier behandelten wir eine junge HIV-Patientin mit einer ausgeprägten Candidose (einer häufigen Manifestation bei HIV-Positivität) . Bei ihr war der ganze Magen-Darm-Trakt befallen, sprich von Mund bis Anus. Das Schlucken fiel ihr äusserst schwer, die Verdauung funktionierte nicht richtig, sie hatte wochenlang Durchfall. Daneben noch eine Anämie, dazwischen mal eine Bluttransfusion. Sie hatte eine CD4+-Zahl von 4, die normalen Werte liegen bei 500 aufwärts - sprich: ihr Körper hatte praktisch null Möglichkeit mehr, sich gegen irgendwelche Infektionen zu wehren. Und von ärztlicher Seite kommt man diesen ständig neuen Infekten auch mit allen Antibiotika, Antimykotika und anderen Medikamenten nicht mehr bei. Vor einigen Tagen hatte sie so die Nase voll, dass sie austreten wollte - ich hatte sie im Klinikbuch bereits ausgetragen. Nach einem Gespräch mit dem Bruder konnte sie doch noch dazu bewegt werden, weiter zu bleiben. Dr. Justin machte deutlich, dass sie ausserhalb des Spitals kaum länger als einen Tag überleben würde, und auch hier im Spital näher dem Grab als dem Leben sei. Nachdem es ihr gestern eher etwas besser ging, kam mir heute morgen früh die Krankenschwester mit Blutdruckmessgerät entgegen und bat mich, ins Zimmer zu gehen. Ich war etwas früher ins Spital gegangen, um vor Arbeitsbeginn noch einige Blutuntersuchungs-Bons auszufüllen und war daher noch die einzige Anwesende von ärztlicher Seite. Beim Losgehen wollte ich wissen, wie hoch der Blutdruck sei - sie hatte keinen mehr messen können. Im Zimmer fand ich die Patientin in den Armen der heulenden Grosmutter, um mich herum eine ganze Menge weiterer heulender Angehörige. Ich hatte noch nie den Tod einer Person festgestellt, wusste nicht genau wie man das hier macht, wusste eigentlich sowieso nichts - aber war halt dort. Ich suchte den Puls, versuchte eine Herzaktion zu hören und war mir nicht sicher, ob das was ich hörte nun das Herz der Grossmutter oder vielleicht doch noch dasjenige der Patientin war, die leblos in den Armen der Grossmutter hing. Ich stützte den Kopf, der sonst nach hinten zu fallen drohte, und leuchtete in die Augen: beidseitige areaktive Mydriase. Ich wusste nicht, wie man sich hier den Angehörigen gegenüber verhalten sollte, sollte man sie halten, sollte man bleiben, sollte man gehen? Wie schon früher einmal beim Tod einer anderen AIDS-Patientin erlebt, heulten schrien und sangen die Angehörigen während 1 1/2 Stunden im Zimmer der Verstorbenen. Es tut einerseits sehr weh, dies zu hören. Andererseits tut mir das auch wahnsinnig gut. Ich hätte gern, wenn auch in der Schweiz die Angehörigen beim Tod einer Patientin laut weinen, heulen, singen würden. Damit der Tod nicht so still und klanglos mit der genommenen Seele wegschleicht und die Umgebung mit nichts als betäubender Stummheit zurückbleibt und wartet. Es ist ein Abschiednehmen, ein Trauern, das sich der Umgebung mitteilt, kein stilles Hinnehmen, sondern ein aktives Gehen, ein Geleit der Verstorbenen an einen anderen Ort bei dem man ihr mitteilt, das sie nicht allein bleiben werde, sondern man ihr irgendwann folge.

Taxi fahren

Wie allgemein bekannt, ist die häufigste Todesursache von Touristen in Afrika ein Verkehrsunfall. Wer in Afrika einmal Taxi oder selbst Auto gefahren ist, den wunderts auch nicht mehr. In Gabun hat jede Stadt ihre Taxis in einer eignene Farbe. In Lambarene sind sie blau-weiss, in Libreville glaub ich rot-weiss und in Port Gentil ebenfalls blau-weiss. Sie sind alle ein wenig am auseinanderfallen und rosten, allerdings habe ich schon Schlimmeres gesehen - an die Moskauer Autos kommen sie doch noch nicht ran. In Lambarene sind die Preise fix. Vom Spital zur Ile Lambarene kostet es 200 CFA, nach Isaac (einem anderen Stadtteil von Lambarene) 300 CFA - da die Stadtteile durch Brücken über den Ogoue getrennt sind, zahlt man also pro überquerte Brücke 100 CFA. Ab 21.00 Uhr abends verdoppeln sich die Preise. Ein Taxi ist erst dann voll, wenn auf den Hintersitzen drei oder 4 Personen sitzen und auf dem Beifahrersitz zwei. Wenn dann noch ein paar Kinder auf dem Schoss sitzen, sinds halt noch ein paar Personen mehr. Zahlen kann man praktisch nur in Münz, auch in den Läden braucht man ständig Münz - nur bekommt man es nirgends (anstatt kleiner Beträge in Münz bekommt man in den Supermärkten manchmal auch das Retourgeld in Form von Maggi-Würfel, welche hier in fast alles hineingeschmissen werden). Öfters mal führt die Polizei bei den Taxi-Fahrer mittels Strassensperren Ausweiskontrollen durch. Da es ebenfalls öfters vorkommt, dass der Fahrer einen solchen nicht besitzt, mussten wir halt auch schon zu Fuss nach Hause gehen (die meisten folgenden Taxis sind auch in der Kontrolle hängen geblieben). An einem Abend als wir in vollgefülltem Taxi zum Abendessen nach Isaac fahren wollten ist auf der zweiten Brücke ein Reifen geplatzt. Zum Glück hat der Fahrer nur wenig geschleudert und blieb dann fluchend stehen. ... Wir gingen zu Fuss in die Stadt. Und für alle die sich jetzt Sorgen machen - so schlimm wie es jetzt tönt, ist es nicht. Das waren die einzigen zwei Zwischenfälle. Den 4x4 hatten wir selber verlocht, da waren die Taxifahrer unschuldig (siehe Blog: Le vol).
Noch gefährlicher sind offenbar die Taxi brousse (auch clandeau genannt), die einzigen Transportmittel über längere Strecken auf den wenigen schlechten Strassen, die es gibt - sofern man nicht auf dem Flussweg reisen kann. Laut Reiseführer erkenne man Sie daran, dass sie in absolut verlottertem Zustand und bis oben vollgestopft mit Passagieren seien, meist kleine VW-Busse. Wie diese, v.a. bei Regen, überhaupt vorwärts kommen ist mir schleierhaft, da wir bereis mit dem 4x4 bei all den Schlaglöchern und dem Matsch schon unsere liebe Mühe hatten. A propos Reiseführer: vor meiner Abreise habe ich gerade mal zwei Verschiedene gefunden - einen in Englisch und den anderen in Französisch. Gabun ist wirklich noch nicht gerade eine Tourismusdestination. Zu bieten hätte es, v.a. für Ökotouristen, aber schon einiges. Das hat offenbar auch der ewige Präsident Bongo eingesehen, als er vor einigen Jahren ein Netzwerk von Nationalparks gründete - nachdem sich abzeichnete, dass die Ölreserven (nebst dem Holz bisher Gabuns wichtigste Einnahmequelle) langsam zur Neige gehen werden.
Taxis in Libreville

Die Katze in der Zisterne

Nachdem ich letzten Donnerstag eine Katze bei der alten Zisterne neben unserer Behausung (der Case Bouka) rumturnen sah, hörten wir sie abends im Bett plötzlich aus der Zisterne plärren. Offenbar war sie hineingefallen und kam von selbst nicht mehr raus. Da sie die ganze Nacht miaute, ging ich am nächsten Tag zu Thibault. Dieser wollte aber keinen seiner Männer hinschicken, da es zu gefährlich sei und es sowieso zu viele Katzen auf dem Gelände hätte. Er könne allenfalls Wasser in die Zisterne einlassen, damit die Katze obenauf schwimme und rauskrabbeln könne. Sehr einfallsreich. Und sonst könne ich den Schlüssel holen und selbst gehen - was er eher ironisch meinte. Als die Katze nach 3 weiteren Tagen immer noch praktisch ununterbrochen Tag und Nacht plärrte, nahm ich ihn beim Wort und ging ich nochmals hin, um den Schlüssel zur Zisterne und ein Seil zu verlangen. Er schickte mich zum Direktor weiter, weil er selbst nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollte und suchte danach so lange die Schlüssel, dass ich ging und nach der Arbeit wieder kommen wollte. Nach Arbeitsschluss ging ich nochmals in sein Büro - offenbar hatte er aber in der Zwischenzeit selbst die Katze rausgeholt. Entweder fühlte er sich gedrängt oder sein Ego hätte es nicht verkraftet, dass ich selbst runterstieg. Mir wars recht.

28 November 2006

Medikamente vom Deutschen Militär

Ende November geht das Mandat des Deutschen Militärs im Kongo zu Ende. Offenbar in diesem Zusammenhang wurden deren ganze Medikamenten-Vorrat überflüssig und konnte entweder einem Spital gespendet werden oder mühsam wieder nach Deutschland zurücktransportiert werden. Glücklicherweise wurden die Medikamente dem Schweitzer-Spital in Aussicht gestellt und bei reibungslosem Ablauf und gutem Empfang solle Anfangs Dezember wurde eine zweite Lieferung in Aussicht gestellt. Der Admiral werde kommen, mit ihm eine Handvoll Journalisten und die Besatzung des Transportflugzeugs. Bereis 2 Tage vorher kamen 2 deutsche Soldaten zum Aussondieren sowie die Journalisten. Kurzfristig wurde der Besuch des Admirals wegen der etwas kritischen Lage aufgrund der Wahlen im Kongo abgesagt und er wurde durch ein anderes hohes Tier ersetzt.
Es war kaum zu glauben, dass durch diesen erwarteten Besuch mal endlich alle ihren Arsch bewegten und das Spital in jedem Ecken herausgepützelt wurde. Leute am Gras zusammenkehren, die Polyklinik putzen, Justin bei der Visite am Matratzen umkehren, weil die andere Seite weniger schmutzig aussah - so ein Militärbesuch bräuchte es hier regelmässig, dann wäre jeweils mal wieder alles mehr oder weniger auf Vordermann gebracht.
Der ganze Besuch lief dann ziemlich schnell und reibungslos ab - und wir werden wohl Anfangs Dezember eine weitere Ladung erhalten.
Dr. José im Gespräch mit einem deutschen Militär
Ausladen der Medikamente

Le vol

Vorletzten Sonntag machten wir einen Ausflug nach Sindara. Die Ortschaft liegt um die 60 km von Lambarene entfernt und ist wegen eines ehemaligen Klosters und einer "cascade" sehenswert. Marie, die neue französische Buchhalterin darf die 4x4 der Administration benützen und lud uns auf diesen Ausflug ein. 60 km erscheinen nicht weit, aber wenn man bedenkt, dass nur ein geringer Teil der Strasse dorthin geteert ist und der grösste Teil entweder so voller Schlaglöcher ist, dass auch 20km/h noch viel zu schnell sind oder die Strasse vom vielen Regen ein einziger Matsch ist, wird schnell klar, dass man gut und gerne 3-4 Stunden dafür braucht.
Da Marie noch nicht allzu viel Übung mit dem 4x4 hatte, schaffte sie es auch noch, ihn irgendwo "en brousse" zu "planter". Eine im 7. Monat Schwangere (barfuss) und ihr Mann halfen uns, ihn wieder rauszukriegen. Wir haben sie dafür dann auf der Ladefläche ein Stück weit Richtung ihr Dorf mitgenommen, und ich schenkte hr mein als Ersatz mitgenommenes T-Shirt.
Obwohl wir abends reichlich erschöpft nach Hause kamen, bemerkte ich schon da, dass die 2 Memory Sticks vom Tisch verschwunden sind, die am Morgen noch dalagen. Da ich annahm, dass ich sie selbst irgendwo verlegt hatte, schaute ich nicht weiter nach, sondern ging schlafen. Am nächsten Abend merkte ich jedoch, dass noch einiges anderes fehlte, u.a. der kleine Weltempfänger, der ipod von Kenneth, Leas Uhr, und aus dem Nebenzimmer Anne-Laures Wecker. Das Geld und die Laptops waren komischerweise noch da. Da alles verschlossen war, als wir nach dem Ausflug zurückkamen, nahmen wir an dass der Einbrecher die Schlüssel gehabt haben musste - insgesamt drei verschiedene. Die Securité selbst? Da ich schon ahnte, wie nervenaufreibend hier ein Gang zur Polizei sein würde, versuchte ich es zuerst mit einem Anschlag und der Bitte, die gestohlenen Sachen während unserer Arbeitszeit zurückzulegen - hat leider nicht gefruchtet. Von Thibault (Administration) bekam ich einen Fahrer, der mich zur Polizei bringen sollte und mit dem ich während der Fahrt schnell ins Plaudern kam. Auf der Polizei wie erwartet Afrika live: ich erklärte, dass ich eigentlich nur eine Bestätigung für meine Versicherung brauchte, dass mir die auf einem Zettel notierten Sachen gestohlen wurden. Zuerst wurde ich vom demonstrativ desinteressierten Commissaire des langen und breiten ausgefragt, ob ich oder meine Zimmerkollegin mit Sicherheit keinen Liebhaber reingelassen hätte, der uns hätte beklauen können, danach fand er, ich müsse zuerst eine plainte schreiben; ich könne das hier auf dem Polizeiposten oder sonst wo machen. Wir entschieden uns, es gleich sofort auf dem Posten zu schreiben - die hatten aber kein Papier. Tja, so fuhren wir wieder in die Stadt runter zu einem Zeitungsladen, wo Jean-Guérain, der Fahrer, einen frère traf (..was heisst, irgendein Bekannter der gleichen Ethnie, aber keineswegs sein richtiger Bruder), der Journalist ist. Dieser stieg straks in sein Auto und guidete uns zum Haus der Stadtverwaltung, wo wir irgendwo in einem völlig überklimatisierten Raum mit überdimensioniertem Schreibtisch landeten. Aber es hatte Papier! Die beiden diktierten mir daraufhin einen vor Schleim triefenden Brief und wir fuhren anschliessend noch kurz bei einem weiteren "frère" vorbei, bevor wir zum Polizeiposten zurückkehrten. Bei diesem frère, der gelangweilt in einem Büro der Telecom vor dem Fernseher sass, geht Jean-Guérin offenbar jeweils vorbei, wenn er gratis nach Europa telefonieren will. Während dem Telefonat fragte mich der Typ aus und wollte am Schluss natürlich wieder ein Rendevous.
Der Commissaire in grüner Militäruniform hockte sich breitbeinig auf einen Stuhl und studierte eine halbe Ewigkeit den Brief. Es war ihm anzusehen, dass er irgendetwas suchte, was nicht korrekt war, und schliesslich stand er auch auf und verlangte, dass ich irgendwo in die Mitte des Papiers noch ein A hinschreiben müsse. Darauf setzte er sich wieder und las weiter. Schliesslich fragte er nochmals, ob mir nur elektronische Geräte abhanden gekommen seien und keine Papiere. Als ich bestätigte, meinte er, er habe mich die plainte schreiben lassen, weil er gedacht hätte, dass mir meine Papiere abhanden gekommen seien. Ouuuuuuuuu! Mir riss langsam der Geduldsfaden und ich erklärte nochmals, dass ich nur eine Bestätigung für meine Versicherung brauche, dass die Sachen weg seien. Wir wurden ins Hinterzimmer zu irgendeinem Typen vor einer Schreibmaschine gebracht, der verlangte, dass ich am nächsten Morgen um halb 8 mit zwei Passfotos wiederkomme.
Da ich nicht davon ausging, dass um halb 8 tatsächlich schon jemand arbeiten würde auf dem Polizeiposten, fuhr ich mit einem anderen Fahrer gegen 9 hin, der mich vor dem Posten ablud. Diesmal war der Chef nicht da, ich müsse später wieder kommen. Ich wollte mich zuerst eigentlich noch eine Stunde in der Stadt rumtreiben und es dann nochmals versuche, fuhr dann aber mit einem Taxi zum Spital zurück - schliesslich hatte ich ja eigentlich zu arbeiten. Und war ausserdem in Spitalkleidung in der Stadt. Justin, der gabonesische Arzt lachte mich aus und meinte, ein Chef arbeite hier sowieso nie vor 11 Uhr. Ich solle sowieso den Chef der spitaleigenen Sécurité fragen - das hätten mir die von der Administration auch am Anfang sagen können... . Wie auch immer - jener kam mit ein paar "Unterhunden" sofort zu unserer Behausung runter und stellte fest, was wir inzwischen auch schon vermuteten, nämlich dass es irgendein Kind war, das per Loch im Dach und über die Moskitogitter-Decken in unsere Zimmer gelangte. Ich gab ihnen nochmals die Liste mit den geklauten Sachen und als ich merkte, dass sie keine Ahnung hatten, was diese sind, bot ich an, Zeichnungen davon anzufertigen. Diese starteten dann eine enquète und fanden kurz darauf tatsächlich einige Stücke. Mein ipod war offenbar schon in der Stadt ein oder zweimal weiterverkauft worden (für lumpige 5'000 CFA) - aber am Schluss hatten sie tatsächlich alles wieder gefunden. Es war leider wieder der Junge, der vor Kurzem schon bei einem Diebstahl im spitaleigenen Lädeli (dem Economat) erwischt wurde - versteckt im Kühlschrank. Vom Direktor per interim (das per interim - andere komische Geschichte...) bekam er einen Zusammenschiss, die Sécurité wurde gelobt und nächsten Freitag werden sie offenbar noch offiziell gelobt, weshalb ich nochmals antraben soll. Thibault von der Administration war sauer, weil die Sécurité natürlich alles hintendurch in eigener Regie "löste" und damit - wie wahrscheinlich auch die folgenden Klauereien unter der "Decke" bleiben, obwohl die meisten Spitalarealbewohner eigentlich genau wussten, was gelaufen ist. Die Administration bekommt dadurch keinen Zugriff auf solches Geschehen und bleibt reichlich machtlos bzw. völlig abhängig von der Sécurité bzw. deren Wohlwollen. Mir wars egal, ich hatte mein Zeugs wieder und die Sécurité bekamn einen Karton Bier von mir gesponsert.

20 November 2006

Abendessen und Krokodiljäger

Letzten Samstag wollten Anne-Laure und ich mit Leuten vom Laboratoire des Recherches in der Stadt essen gehen. Offenbar kocht eine Frau (soweit ich verstanden habe, hat sie irgendwas mit dem Spital zu tun) samstags jeweils für die ganze Labor-Equipe. So wie es sich anhörte, sollte es sehr gut sein. Zu sieben Frauen quetschten wir uns also in einen 4x4 und hotterten in die Stadt. Zwar wurden vor dem Lokal auf einem Grill bereits brochettes gebraten, allerdings wurde uns gesagt, dass wir heute an einem anderen Ort essen müssten - die meisten Tische seien in der Nacht gestohlen worden. So landeten wir in einem "Privatlokal", wo bald darauf die restlichen Leute vom Labo dazustiessen - inklusive drei "crocodile chasers", die von zwei Labo-Leuten irgendwo aufgegabelt wurden. Es waren drei niederländische "Umwelt- und Naturwissenschafts-Studenten", die gerade von Cameroon nach Gabun gekommen sind. Der eine war offenbar bereits seit 2003 unterwegs. Ausgehend von Südafrika hatte er sich langsam Richtung Norden vorgearbeitet, die beiden Neuen ersetzten offenbar zwei andere Studenten. Von Hand fangen sie die Reptilien ein, um dann irgendwelche Zacken am Schwanz zu zählen und sie auszumessen.
Das Essen war tatsächlich super: brochettes de poulet et de viande (poulet schien irgendwie nicht als Fleisch zu zählen...?), Reis, feuilles de maniok (gehäkselt, ist immer mit getrocknetem Fisch vermischt), Aubergines und irgendeinen Fisch sowie eine tomatenähnliche Sauce). Das ganze wurde an der Theke aufgestellt und jeder konnte sich das zusammensuchen, auf was er/sie Lust hatte. An die Auberginen habe ich mich hier zwangsläufig langsam gewöhnt, um die kommt man nicht herum... . Die Bezahlung war dann wieder ganz afrikanisch. Der Vorschlag, dass wir uns die Gesamtkosten einfach gleichmässig aufteilen konnten, war nicht durchführbar - sie wusste nicht, wieviel sie gekocht und ausgeteilt hatte. So kam halt wieder die Stunden dauernde Prozedur: jeder ging bei ihr vorbei, erzählte ihr was er/sie alles gegessen hatte und sie rechnete für jeden zusammen.
Noch zum D´jino: nebst den anderen "jus" (nein, keine Fruchtsäfte, sondern Cola, Fanta, ...) stellt D´jino ("Dschino") die gabonesische Variante - eigentlich eine Mineralwasser mit Grapefruit-Aroma. Es gibt es glaub auch noch als Ananas-Getränk.

Culte des femmes

Von einem Mädchen, das in der "Hüttenzeile" oberhalb unserer Behausung wohnt und welches einige Male mit der französischen Studentin Anne-Laure geredet hatte, wurden wir am letzten Freitag Abend kurzfristig auf 19 Uhr zu "Kuchen" eingeladen. Zusammen mit ihr gingen wir hoch und befanden uns alsbald in einem kleinen "Wohnzimmer", in dem bereits ein ganzer Kreis an Frauen von ca. 17 bis 50 Jahren am Singen, klatschen und tanzen war - und in deren Reihen eingefügt wir auch bald anfangs etwas perplex am mitklatschen und mitwippen waren. Eine jüngere Frau sang eine Leadstimme, die restlichen antworteten im Chor darauf. Regelmässig wurde das Singen von einer hastig enthusiastisch-laut vorgetragenen Gottespreisung durch eine der Frauen unterbrochen und durch ausladende Gestik unterstrichen. Gleich darauf brüllten all die anderen mit geschlossenen Augen und noch wilderem Händegefuchtel eine Art Vater-Unser raus, jede in ihrem eigenen Rhythmus. Danach begann das Singen wieder, um alsbald wieder von einem Gebets-Intervall abgelöst zu werden. Es war tröstend, dass nicht nur uns, sondern auch den ganzen anderen Frauen der Schweiss in Strömen runterfloss. Da wirkte auch der kleine Junge nicht besonders "kühlend", den ich während der folgenden Predigt auf den Knien hatte, während wir jeweils zu mehreren auf den den Wänden entlang stehenden Stühlen sassen. Die Predigerin hielt zwar irgendein Buch in den Händen, die Predigt war jedoch frei und über was ganz anderes; in Kurzfassung: sie sei selbst eine Ausgestossene gewesen, sei zu den Tradi-Practiciens gegangen, habe 3 Kinder nacheinander verloren bis sie Gott in ihr Herz gelassen hätte. Die Tradi-Practiciens (= Ngangas, Féticheurs, Marabouts, Charlatans) seien schlecht. Das ganze wirkte zeitweise für uns eher wie ein Konzert: "ihr, die ihr heute abend gekommen seid, spürt ihr, dass Gott heute da ist??" - "Ja" (im Chor) - "Spürt ihr, dass er heute bei euch ist?" - "Ja" (im Chor). "Diejenigen, die die Anwesenheit Gottes noch nicht spüren können, sollen aufstehen - wir werden euch helfen". Ich blieb ehrlicherweise mit zwei anderen stehen und wollte schauen, was nun kommt. Wir wurden darauf gebeten, jeweils die in Teilsätzen vorgetragenen Worte zu wiederholen um damit Gott anzurufen. Danach wurden diejenigen die an etwas litten oder ein Problem hatten in die Mitte gebeten und sollten kurz den 3 "Leiterinnen" das Problem schildern. Darauf wurden ihnen je eins zu eins Segnungen ins Ohr gebrüllt, teilweise abgewechselt von einem ekstatischen "aratttata-ratatatatatatata-aaaratatatata" untermalt von ihren sich in Ekstase verrenkenden Körpern, teilweise immer wieder von einem Jungen gestützt, damit sie dabei nicht umfielen. Eine der so behandelten jungen Frauen (in Jeans und engem Shirt) ging in Trance zu Boden, wo sie alsbald von zwei der "Leiterinnen" weiterbearbeitet wurde. Einerseits, befahlen Sie dem Bösen, das Mädchen zu verlassen, andererseits wurden Benedictionen über sie gesprochen. Alles in lauter Stimme, von wilder Gestik begleitet, niedergebeugt zu dem am Boden liegenden Mädchen, das sich teiweise krampfartig wand, als kämpfe es mit diesem "Bösen", das durch die Stimmen gezwungen wurde, den Körper zu verlassen. Irgendwann stand es wieder auf, wurde hochgezogen und sass dann reichlich betäubt für einige Zeit auf einem Sofa, während das Singen-Beten wieder weiterging. Mangels Instrumenten wurde irgenwann von unserer "Gastgeberin" ein Plastikkübel hervorgekramt, auf dem mit irgendeinem Schlag-Werkzeug und den Händen der Begleitrhythmus kreiert wurde. Auf der die Wohnungen verbindenden Terasse vor diesem Wohnzimmer hatte sich inzwischen eine dicke Traube weiterer Zuschauer gebildet, die mangels Platz im Zimmer von dort aus am Culte teilnahmen. Irgendwann war das Singen zu Ende und es wurden "Jus" (was hier heisst: Cola, Fanta oder D´jino) sowie kleine Kuchen und Snacks verteilt. Wir wurden zum Abschied geküsst, überschwänglich umarmt, alle waren völlig aus dem Häuschen - "bis zum Culte am Sonntag"!
"Aujourd´hui c'est le culte des femmes, le dimanche c'est le grand culte de tout le monde!" Dies war also unsere "Einladung zu Kuchen" - mit ein bisschen was dazu. Aber DAS ist das Afrika, das ich kennen lernen will.

12 November 2006

Fête in der Kopp

Anfangs Jahr feiert das Personal der Kopp (Innere Medizin, nach einem früheren Arzt benannt) jeweils ein Fest. Wegen der baldigen Abreise der Schweizer Ärztin, die hier 2 Jahre gearbeitet hatte, wurde dieses vorgezogen und fand letzten Freitag abend statt. Dafür kauften alle denselben Stoff und liessen sich beim Schneider ein Kleid daraus fertigen, um bei der Fête gleich gekleidet zu sein. Auch ich hatte mir eines anfertigen lassen - es ist schon ziemlich toll, einfach auf ein Blatt Papier aufzuzeichnen, was man sich vorstellt und dies dann auf den Leib geschneidert zu bekommen.
Im Kunstatelier finden regelmässig Anlässe für Jugendliche statt, bei denen gespielt und v.a. über HIV und AIDS informiert wird - mit dem anschliessenden Verteilen von Kondomen, weswegen wohl die Mehrheit überhaupt kommt. Vom Leiter der Gruppe, einem Jugendlichen, der auf dem Spitalareal wohnt, wurden wir drei Studentinnen auch eingeladen und sollten dann als Schiedsrichterinnen beim Aids-Frage-Spiel fungieren. Wie hier meistens, zog sich die ganze Sache ziemlich in die Länge, weshalb ich reichlich verspätet zum Fest in der Kopp eintraf: als Letzte - das ist bei der “Pünktlichkeit” der Gabonesen eine Leistung. Wie auch immer, das Essen war auch noch nicht bereit. ZU spät war ich also immer noch nicht. Jedoch war die ganze “herausgepützelte” gelb gekleidete Gesellschaft schon reichlich angetrunken. Das Essen kam, wurde auf einem Buffet angerichtet, es wurde getanzt, gesungen, gegessen, gegrölt - getrunken. Allen voran Justin der Arzt. Das ganze fand im Morgenrapport-Raum statt; vor der Türe und in den angrenzenden Zimmer die an diesem Abend reichlich lärmgeplagten Patienten mit ihren Angehörigen. Jenen wurden dann wenigstens die Resten des Buffets zuteil, welche man Ihnen in Alufolie verpackt verteilte. Gegen 12 nachts war der Spuk vorbei. Insgesamt: schräg. Aber lustig.

08 November 2006

La coiffure

Vor meiner Abreise wurde mir oft gesagt, dass für mich zu Beginn meines Aufenthalts alle Schwarzen etwa gleich aussehen würden - ich würde sie mit der Zeit dann aber schon zu unterscheiden lernen. Ich weiss nicht, woher diese Haltung kommt - ich finde, die Menschen hier sind hier sowohl in Verhalten wie Aussehen mindestens so unterschiedlich wie die Leute in der Schweiz. Was es aber wirklich manchmal schwierig macht, sind die Frisuren der Frauen, die sich z.T. alle 4 Tage ändern. Von langen Zöpfchen zu kunstvoll aufgetürmten Gebilden, mit violetten Strähnen, verzierenden Klammern, dann wieder ein Kopftuch. Das stundenlange Flechten scheint sowohl sozialer Akt wie Mittel zum Ausfüllen der vielen Zeit zu sein. Da kommt einem die eigene “europäische” Haarpracht schnell ziemlich fad vor.

03 November 2006

Leben & Arbeit - erste Eindrücke

Obwohl ich erst kurze Zeit hier bin, glaube ich mich schon sehr schnell an das Leben hier adaptiert zu haben. So, dass es mir bereits schwer fällt zu erklären, was hier alles anders ist.
Heute schien mir auch etwas weniger warm als die letzten Tage - was jedoch dennoch heisst, dass man bereits nach einigen Schritten am ganzen Körper schweissüberströmt ist. Man klebt eh ständig - einige Minuten nach einer kalten Dusche könnte man bereits eine neue vertragen. Man macht dadurch alles automatisch langsamer: ein Handgriff - eine Pause - einige Schritte - erneute Pause. Auf der Poliklinik, auf welcher wir ab ca. 10 Uhr morgens nach der Visite im Spitaltrakt arbeiten, gibts eine Klimaanlage. Dadurch erscheint der ganze Arbeitstag unter dem Strich wohl etwas kühler als die Frei-Tage. Aber es ist schon eine Marter, in der Mittagshitze nur von unserer Behausung erneut zur nachmittäglichen Arbeit zu gehen.
Heute morgen habe ich ein Küken, welches sich in einen der betonierten halboffenen Abflusskanäle verirrt hat, zu seiner Mutter zurückzutreiben versucht. Weil es nur hilflos piepsend ständig in die falsche Richtung rannte, habe ich es schliesslich eingefangen und neben die Glucke zurückgestellt. Die ganzen Haustiere: Hühner, Hähne, Katzen - und natürlich all die unzähligen Kinder rennen eh frei auf dem Gelände rum.
Gegessen wird jeweils zusammen im Réfectoire - wir 3 Studentinnen, einige der europäischen Ärztinnen und einige wenige andere Spitalangestellte. Auch den meisten Teil der Wäsche kann man in die Wäscherei geben. Und man hat Zeit. In den letzten Tagen hat es Abends und nachts auch immer heftig geregnet. Richtig tropisch halt. Auch jetzt gerade hat uns der Regen überrascht und wir müssen uns wohl oder übel nass regenen lassen, um wieder zurück in unsere Baracke zu kommen. Die Mücken lassen mich trotz imprägniertem Moskitonetz, Mückenspray und imprägnierten Kleidern auch nicht in Ruhe. Naja. Auch die meisten Patienten bei uns auf der Inneren haben entweder eine Malaria - oder dann eine Tuberkulose, sind HIV-pos. oder haben eine Sichelzellanämie - oder mehreres zusammen. Aber auch Hypertoniker und Diabetiker hat es sehr viele. Dies zumindest ist nicht so viel anders als bei uns. Aber es fehlt an vielem. Heute ist der erst vor Kurzem bestellte Vorrat an Glucophage (Medis gegen Diabetes) bereits alle. An Infusionen fehlt es total.
Grundsätzlich braucht jeder Kranke hier mindestens einen Angehörigen, der für ihn kocht und sich um ihn kümmert. Auch Bettwäsche bringen die Patienten selbst mit. Da wird einem erst klar, was eine Familie, eine Frau, ein Mann bedeuten kann. Dass das lebenswichtig sein kann. - Ganz im Gegensatz zu dem, was ich in der Schweiz ständig zu spüren bekomme; dass man für alles selber schauen muss. Dass der Idealfall sei, wenn man nie jemanden braucht. Dass es dann gut sei, wenn man alles alleine schafft.
Da dem Spital die Infusionen fehlen, werden die Angehörigen jeweils angewiesen, solche oder anderes in der Apotheke kaufen zu gehen und ins Spital zu bringen.
Heute morgen auf der Visite habe ich Schlimmes gesehen - so dass ich mich scheinbar automatisch sofort ein Stück weit abgeschirmt habe - es beschäftigt mich zwar schon sehr, aber es geht mir doch gut.
So, dies ein kurzer Einblick. Weiteres folgt… .

01 November 2006

Reise und Ankunft

Wie erwartet, fehlte es schliesslich plötzlich massiv an Zeit vor der Abreise. Ich werde mein Gepäck sicher 5 mal in verschiedenste Koffer versucht haben einzupacken, bin 3 Stunden vor Abflug noch in Brockenstuben nach einem grösseren Koffer suchen gegangen und hab schliesslich mit “Gewalt” doch alles in die vorgesehenen Koffer gebracht - um es am Flughafen zum Teil doch wieder in Leas Koffer umzupacken: Übergewicht.

Über Zürich gings zunächst nach Paris und von dort per Nachtflug nach Libreville. Der Flug war bis auf den letzten Platz ausgebucht und gab einem die Gelegenheit, sich dank Sitznachbarn schon mal an ein feuchtwarmes stechend-schwitziges Klima zu gewöhnen.

In Libreville trafen wir auf die abreisenden zwei amerikanischen Studentinnen, deren Platz wir in Lambarene nun einnehmen werden. Gegen 5 Uhr abends fuhren wir dann Richtung Lambarene ab und trafen - mit Pausen, damit der Fahrer die letzten Besorgungen fürs Spital machen konnte - gegen 12 nachts bei strömendem Regen auf dem Spitalgelände ein. Auf der Fahrt machte ich dann noch erste Bekanntschaft mit einer echten gabonesischen Toilette - ein im Hinterhof freistehender Schuppen mit Holzboden über einer grossen “Jauchegrube”, in dessen Mitte ein Loch eingelassen war.

Lea (die andere Berner Studentin) und ich wurden in einem 10m2-Zimmer in einer Baracke einquartiert, da die “normalen” Studenten-Häuser im Moment renoviert werden. Es reichte noch, das verlöcherte Moskitonetz durch mein eigenes zu ersetzen und eine Dusche zu nehmen, bis wir, umgeben vom unermüdlichen Klopfen des tropischen nächtlichen Regens - erschöpft einschliefen.