Gestern, am 17 Dezember fanden die Wahlen für die Nationalversammlung (Unterhaus) statt. Gegen 800 Leute kandidierten für die 120 Sitze - eigentlich für 111 Sitze. Die Abgeordneten für die restlichen 9 Sitze werden offenbar von Mr. Omar Bongo Ondimba persönlich bestimmt. Im vergangenen Jahr wurde Bongo, der seit 1967 im Amt ist, für eine weitere 7-Jahres-Regierungsperiode gewählt und ist damit der am längsten regierende Präsident Afrikas. Nebst Bongos PDG gibt es rund 50 Oppositionsparteien, meist finanzschwach und mit einer Ideologie, die sich nicht grundsätzlich von derjenigen der PDG unterscheidet. Viele Junge oder Gabonesen grundsätzlich gehen gar nicht erst wählen. Die Transparenz fehlt, sie trauen dem Wahlablauf nicht. Wie Guillaume, ein 20jähriger meinte: es wird sich sowieso nichts ändern. Die Wahlzettel? Die werden in den Ogoué geworfen. Und wenn Bongo stirbt, ist es sein Sohn, der weiterregieren wird.
Ganz so schlimm wird es nicht sein. Im Vergleich zu benachbarten Ländern, ist Gabun ein politisch recht stabiles Land. Meiner Meinung liegt das nicht zuletzt am Öl und dem Holz. Die Ölreserven gehen jedoch langsam zur Neige.... .
Wie auch immer, Bongo selbst gibt sich nicht mit Kleckereien zufrieden. Um eine Mauerseite seiner Residenz abzufahren braucht man mindestens zwei Autobahnminuten, fotografieren natürlich verboten. Sein Regierungssitz ist ein Riesenbau, mit x Büros, weiss der Teufel wofür er die alle braucht. Während unserem Libreville-Ausflug am vergangenen Wochenende wurden wir und mit uns der ganze restliche Verkehr zweimal von Militärs angehalten. Einmal auf der Autobahn, damit Mr. Bongo auf der Brücke DARÜBER passieren konnte, das zweite Mal auf einer Hauptstrasse an der Küste. Jeweils Polizei vor und hinter der Limousine, der Krankenwagen auch gleich im Tross. Man weiss ja nie... . Wegen den Wahlen waren Sonntags, ja schon Samstag abend sämtliche Bars, Geschäfte und Einkaufszentren geschlossen. Das hatten wir bei der Planung unseres Libreville-Wochenendes irgendwie verpasst. Und: EinkaufszentrEN war vielleicht etwas hoch gegriffen. Genaugenommen gibt es eines: Mbolo. Da gibts (fast) alles, zum Teil zu horrenden Preisen. Das werden wohl die teuersten Weihnachtsguetsli meines Lebens.
Und à propos Krankenwagen: während des Wahlkampfs stattete Bongo höchstpersönlich Lambarene einen Besuch ab, natürlich nur auf dem Flughafen, aber immerhin. Wegen ihm waren an diesem Tag sämtliche Krankenwagen blockiert (obwohl er ja eben immer seine eigenen auch noch mitführt) und wir konnten unsere Patientin nicht wie vorgesehen nach Libreville verlegen. Er habe dann offenbar noch Geld verteilt, was natürlich zu Streit führte - aber halt auch zu Wählerstimmen.
Dass Wahlkampf ist, merkte man spätestens ab Beginn Dezember, dem offiziellen Wahlkampfbeginn. Da traf man nämlich alle paar Meter Bongo auf dem Bauch eines RAO-Shirt-Trägers. Was nicht heissen will, dass der Träger RAO-Sympathisant ist - aber zu einem Gratis-Shirt sagt hier niemand nein. Auch Baseballmützen und andere Gadgets - von den letztjährigen Wahlen habe ich u.a. auch Rucksäcke guter Qualität gesehen. Dafür jedenfalls scheints genug Geld zu haben. Proportional zur Finanzstärke der anderen Parteien und Kandidaten gabs auch einige wenige Träger anderer T-Shirts. Nun denn - nebst T-Shirts traf man die Kandiaten auch auf plakatbeklebten Autos, Geschäften, Bars, Häusern. Sogar an den lottrigsten Hütten mit Wellblechdach an der Strasse Lambarene - Libreville: Bongo fehlte nirgends.
Anfangs Dezember waren wir an einer RAO-Wahlkampfveranstaltung. Hunderte Leute in den weissen Bongo-Shirts, laute Musik, Sänger, Tänzerinnen. Auch wenn inhaltlich nicht einverstanden, die Art der Wahlkampfveranstaltungen könnte man sich jedenfalls für die Schweiz abkupfern.
Da ich heute noch nichts definitives von den Resultaten gehört habe, habe ich vorhin im Internet nachgeschaut. Ausser bei Al Jazeera und irgendeiner anderen Wahlbeobachterseite habe ich allerdings nichts Schlaues gefunden. Und auch Al Jazeera weiss nicht viel mehr zu berichten als dass vielerorts die Wahllokalangestellten nicht erschienen sind, und die Leute erst sehr spät wählen gingen, weil sie am Morgen zuerst in die Kirche gingen... Wahrscheinlich hat eh RAO die meisten Sitze gemacht. Und zum Thema Kirche und v.a. Glauben vielleicht ein anderes mal mehr... .
18 Dezember 2006
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